Rückblick auf eine Fortbildungsreise für Russischlehrkräfte nach Sankt Petersburg und Welikij Nowgorod vom 29. Mai bis 5. Juni 2018

Das Programm dieser Fortbildungsreise basierte auf Bausteinen, die das Spezialreiseunternehmen Fritz & Peter aus Potsdam bei ihren Schülerreisen einsetzt, wurde aber in Zusammenarbeit zwischen den Teilnehmern und mir um viele wertvolle Punkte ergänzt. Wir wählten z. B. das Russische Museum anstelle der Eremitage, genossen das Anna-Achmatova-Museum im ehemaligen Scheremetjev-Schloss (Музей Анны Ахматовой в Фонтанном доме), wo sich noch das amerikanische Arbeitszimmer von Jossif Brodskij befindet. Wir ließen einen Abend mit einem Opern- oder Balletbesuch, einen anderen mit einer Kanalrundfahrt ausklingen, bewegten uns meist zu Fuß, aber auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln, z. B. mit einer Marschrutka nach Peterhof und zurück mit dem Raketenboot, was uns einen Blick auf die neue Uferansicht der Riesenmetropole und den frisch eröffneten Autobahnring ermöglichte.

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Eine Kollegin konnte einen Kontakt zu ihrer Partnerschule, dem einzigen Humanistischen Gymnasium Russlands, herstellen, deren Schulleitung uns empfing, obwohl an diesem Tag bis fast in den Abend hinein eine Zentralprüfung stattfand und das Gebäude gesperrt war. Am Nachmittag jedoch durften wir wertvolle Einblicke in die schulische Arbeit und das Bildungswesen gewinnen. Julia Brückmann, die ISB-Referentin für Russisch, stellte den Gastgebern auf Wunsch das bayerische Bildungswesen, insbesondere das Gymnasium vor. Unser Kollege Herr Flemmig nutzte anschließend die Medienangebote dieser Schule, um der Reisegruppe einen Vortrag über Frühwerke von Dmitrij Schostakowitsch zu Fabeln von Iwan Krylow zu halten und durch Hörbeispiele zu untermalen.

Die Reisefachleute setzten zudem ihre außergewöhnlichen persönlichen Kontakte ein, um uns Zugang zum Petersburger Jugendzentrum «Среда», Blicke hinter die Kulissen eines Puppentheaters und nach dem Besuch des Straßenbahnmuseums die Möglichkeit zur Rundfahrt mit einer historischen Bahn zu verschaffen. Besonders kundig wurden uns architekturgeschichtliche Besonderheiten der Stadt nahegebracht, wie sowjetische avantgardistische Wohnexperimente in Häuserblöcken („Tränen des Sozialismus“) und eine heute noch wohnliche und grüne Arbeitersiedlung. Auch die herrschaftliche Wohnkultur kam beim Besuch von Museen und Palästen nicht zu kurz. Einige Spaziergänge führten durch Hinterhöfe. Eine Petersburger Deutschlehrerin zeigte uns von sich aus ihre Privatwohnung. Eine Bootsfahrt durch die charakteristischen Kanäle St. Petersburgs gab uns einen neuen Blick auf die Schönheiten der Stadt.

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Das Programm erwies sich als so dicht und reich bestückt, dass kaum noch Zeit für Mahlzeiten blieb. Welch ein Glück, dass es solche Schnellrestaurantketten wie „Teremok“ gibt, wo die hungrigen Reisenden oder Vielarbeiter der Stadt zu jeder Tageszeit rasch, schmackhaft und traditionell russisch essen können. Für den Durchschnittsverdiener scheint es aber dort doch zu teuer zu sein. Die Cafés und Restaurants sind im Zentrum zwar gut besucht, die Besucher gehören sichtlich zu den Besserverdienern.

Als besonders bereichernd erwies sich der Abstecher nach Welikij Nowgorod, wo sich zusätzlich zu den altehrwürdigen Sehenswürdigkeiten im Kreml mit seinen hochwertigen Ausstellungen zur Ikonenkunst oder zur Stadtgeschichte am Wochenende noch ein mittelalterlicher Handwerkermarkt am Wolchow-Ufer besuchen ließ. Dieser glitzernde und mächtige Strom verlockte zwei Kolleginnen zu einem frühmorgendlichen Bade, obwohl am Abend vorher in einem ukrainisch geprägten Lokal zu extrem lauter Livemusik recht ausgiebig getanzt worden war. Die am längsten ausharrenden Reiseteilnehmer wurden so eins mit den feiernden Familiengesellschaften, die sich mit ihren Kindern auf der Tanzfläche tummelten. Den Rückweg ins edle Hotel „Rachmaninow“ (geboren auf Gut Onega in der Nähe von Nowgorod) verschönte ein sehr später und romantischer Sonnenuntergang.

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Die einwöchige Flugreise von München nach Sankt Petersburg mit einem zweitägigen Besuch der Stadt Welikij Nowgorod fand als Fortbildungsveranstaltung der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung, Dillingen a. d. Donau, für Russischlehrinnen und -lehrer, die an bayerischen Gymnasien und an Fachoberschulen unterrichten, statt. Ermöglicht wurde diese Reise aber vor allem durch die Genehmigung und großzügige finanzielle Förderung durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Deshalb gilt beiden Institutionen der große Dank, dass eine Veranstaltung in diesem außergewöhnlichen Rahmen zur Bereicherung des Russischunterrichts in Bayern durchgeführt werden konnte. (Gabriele Mages)

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